Was macht der digitalsee-Mitarbeiter, seines Zeichens Drohnenpilot, an seinem freien Tag oder auch vor Arbeitsbeginn ab 04.30 Uhr im Mai und Juni? Richtig, Rehkitze retten!

Jedes Jahr fallen viele kleine Rehkitze einem Mähwerk zum Opfer. Die unschönen Fotos möchte ich euch an dieser Stelle ersparen!

Die moderne Technik macht es möglich, etwas dagegen zu unternehmen. Viele Multicopterpiloten, die auch über ein System mit Wärmebildkamera verfügen, organisieren sich, teilweise auch mit dem Naturschutzbund NABU zusammen, um Landwirte und Jägerschaften dabei zu unterstützen, die zu mähenden Flächen im Vorfeld aus der Luft abzusuchen und den Tieren diesen qualvollen Tod zu ersparen.

Voraussetzung hierfür ist in jedem Fall ein Multicopter mit einer Wärmebildkamera. Hier gibt es unterschiedliche Systeme verschiedener Hersteller in mehreren Preisklassen. Los geht es ab ~2.500€. Allerdings ist bei vielen Systemen der niedrigeren Preisklasse die Auflösung der Wärmebildkamera sehr grob, was eine geringere Flughöhe erforderlich macht. Dies wiederum erhöht zum einen die Kollisionsgefahr mit Bäumen am Feldrand und vermindert zum anderen die Flächenleistung.
Aber damit nicht genug. Es wird noch zusätzliches Material benötigt, wie weitere Akkus für den Multicopter, ein zusätzlicher Monitor, Handfunkgeräte zur Koordination sowie ggf. ein Stativ und Transportkörbe.
Je nach Einsatzgebiet kann zusätzlich auch ein Fernpilotenzeugnis A2 des Luftfahrtbundesamtes erforderlich sein, welches über einen kostenpflichtigen Lehrgang mit zwei Multiple-Choice Prüfungen durch zertifizierte Stellen abgenommen und erworben werden kann.

Am Feld trifft sich der Pilot vor Sonnenaufgang am zu mähenden Feld mit dem Landwirt/Jäger sowie 2-3 weiteren Helfern (bei großen Feldern auch gerne mehr) und fliegt dieses systematisch ab. Identifizierte Wärmequellen in der Fläche werden von den Helferteams überprüft. Sollten hier Rehkitze vorgefunden werden, gibt es zwei mögliche Vorgehensweisen:

  1. Das Kitz wird von den Helfern mit Handschuhen und mit viel Gras dazwischen in Transportkörben aus dem Gefahrenbereich z.B. auf ein benachbartes Feld verbracht.
  2. Das Kitz wird mit einem Korb bedeckt und dieser mit Heringen am Boden gesichert sowie mit einem Weidestab o.ä. markiert. Der Landwirt mäht in diesem Fall drum herum und entfernt anschließend den Korb wieder.

Die abzusuchenden Flächen sind immer unterschiedlich groß, bieten immer unterschiedlich viele Funde und auch immer mal wieder Überraschungen 😊

Als Belohnung für das frühe Aufstehen und das ganze Equipment gibt es dann solche Bilder:

Foto: Joachim Neumann, NABU Artenschutzzentrum Leiferde/Gifhorn

Über eine Online-Plattform gibt es die Möglichkeit, alle Beteiligten für solche Aktionen miteinander zu vernetzen. Landwirte und Jäger tragen die Flächen entweder auf www.rehkitzretter.eu oder im UAV Editor ein oder kommen im direkten Kontakt auf einen von uns zu. Wir koordinieren dann untereinander die Einsätze, um die Gebiete und die Ressourcen zu optimieren.

Ich bin Mitglied einer Gruppe von derzeit 7 Piloten, die im Landkreis Peine, Landkreis Hildesheim, Wolfenbüttel, Salzgitter, Braunschweig, Gifhorn und teilweise der Region Hannover aktiv sind. Das große Einzugsgebiet mit vergleichsweise wenigen Piloten macht es nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu kriegen.
Daher freuen wir uns immer über tatkräftige Unterstützung und Vergrößerung unseres Netzwerkes!
Für Rückfragen nehmt gern Kontakt mit mir auf (adrian.richter@digitalsee.de).

 

Blogbeitrag: @Adrian R.